App entwickeln lassen: Ein Tutorial für Einsteiger

10.07.2020
app-entwicklungs-guide-auft Wenn du planst, eine App entwickeln zu lassen, gibt es zahlreiche Dinge, die furchtbar schief gehen können. Dieser Guide ist genau der richtige für dich, wenn du bisher keine Erfahrung in der Beauftragung von (Software) Entwicklungsprojekten hast und von der Pike auf lernen möchtest, welche Fehler man unbedingt vermeiden sollte und wie man effektiv und erfolgreich eine App entwickeln lässt.

Inhaltsübersicht


Technische Machbarkeit: lässt sich meine App entwickeln?

Es ist so ähnlich wie beim Kuchen backen: wenn man unrealistische Vorstellungen vom Endprodukt hat, kann man viele gute Zutaten und Geld verschwenden, bevor man merkt, dass kein Kuchen Lambada tanzen oder Poker spielen kann. Daher ist es im ersten Schritt besonders wichtig zu prüfen, ob sich die Wünsche an die App umsetzen lassen. Dazu gibt es eine Reihe einfacher Informationsquellen:
  • Forsche, ob es ähnliche Apps mit identischem Funktionsumfang gibt
  • Informiere dich, was Smartphones können - und was nicht
  • Oft sind es vor allem rechtliche Restriktionen, die die Träume vom Blechkuchen in Hakenkreuzform zum kippen bringen. Überlege ob es im Hinblick auf Datenschutz, Markenrechten und Lizenzen (z.B. für Glücksspiel), ggf. Probleme bei der Entwicklung oder schlimmer noch beim Betrieb der App geben könnte
Schließich bleibt noch zu klären, ob das, was sich zwar technisch zusammenrühren und backen lässt, auch finanziell machbar ist:

Lässt sich die App zu meinem Budget entwickeln?

So wie es keine 12 stöckige Hochzeitstorte für 5 Euro gibt, lässt sich eine komplexe App nicht mit ein paar tausend Euro entwickeln. Im nächsten Schritt prüfst du, ob die Umsetzung der App mit deinem Budget zusammen passt.

Zu diesem Thema haben wir einen ausführlichen Ratgeber geschrieben: Was kostet die Entwicklung einer App

Lass dich nicht entmutigen, wenn du merkst, dass sich nicht alle Funktionen, die dir Dein apphungriges Gehirn ausgemalt hat, zu deinem Budget realisieren lassen!

In der Euphorie des Kuchenbackens lässt man sich schnell verleiten, von all den guten Zutaten etwas zu viel zu geben, damit es auch wirklich gut wird: Hier noch eine Stange Vanille, da noch eine handvoll Mandelsplitter. Der leckerste Kuchen ist aber oft der einfachste. Und das ist wieder genau so wie bei den Apps. Je weniger Funktionalitäten, umso klarer tritt der Nutzen für den Besucher hervor und umso weniger Frust gibt es bei der Bedienung. Denke an die erfolgreichste App aller Zeiten: WhatsApp. Was kann die? Fast nichts. Das dafür aber perfekt. Orientiere dich daran und verschlanke deine App bis auf die Kernfunktionalitäten. Dann klappt es nicht nur mit dem Budget, sondern es ist auch mehr Platz für Kuchen.


Für welche Zielgruppe und welche Betriebsysteme soll man eine App programmieren lassen?

Wenn du nur deine zwei besten Freunde einlädst, kommst du bestimmt mit einer Sorte Kuchen hin. Für die Hochzeitsgesellschaft, wo die unterschiedlichsten Geschmäcker zusammentreffen wären Alternativen aber besser. Anders gesagt: nutzt du die App im kleinen Kreise, hast also die Kontrolle über die Endgeräte, kannst du sie für dein bevorzugtes Betriebssystem entwickeln lassen: iOS oder Android. Das ist immer dann der Fall, wenn du die App intern einsetzen willst oder du App und Hardware aus einer Hand lieferst. Möchtest du aber eine App für die Allgemeinheit entwicklen lassen, kommst du aktuell nicht umhin, letztlich zwei Apps für iOS und Android entwickeln zu lassen.

Stellt sich noch die Frage, ob du die App nativ, hybrid oder als WebApp entwickeln lässt. Hier unser Guide dazu: Vergleich Native vs Web Apps


Was ist mein "Unique Selling Point" - was kann meine App?

Und hier kommen wir nun zu den großen Unterschieden zwischen Kuchen und Apps: Kuchen will man immer, bekommt ihn aber selten. Mit Apps werden wir überflutet, brauchen aber eigentlich nur einige wenige. Ein Dilemma.

Deswegen ist es entscheidend, genau zu definieren, was der Kernnutzen deiner App sein soll. Hast du schon? Dann wird es jetzt richtig ernst: der Kernnutzen muss nicht nur dich überzeugen, sondern auch deine Zielgruppe. Daher solltest du deine Idee auserwählten Testpersonen (Freunden?) möglichst plastisch vorstellen und genau auf ihre Reaktion achten. Meinen die das ernst, wenn die "Super Sache" sagen, oder denken die "so ein Quatsch"? Das ist dein Realitäts-Check, vor dem sich jeder sehr gerne drückt und es hinterher sehr bereut. Glaube mir, ich weiß wovon ich spreche.

Deswegen nochmal: mach den Realitäts-Check und lasse erst dann die Entwicklung deiner App beginnen!


Wie lässt sich meine App monetarisieren?

Eine wichtige Zutat im Backrezept für Apps ist natürlich die Monetarisierung, also das Konzept, wie man mit der App am Ende Geld verdient. Die wenigsten Apps funktionieren heute nach dem klassischen Prinzip, ein Produkt zu kaufen. Wenn du dir den App Store als Bäckerei vorstellen würdest, wären dort 99% der Produkte kostenlos. Was für eine tolle Vorstellung! Du würdest allerdings nach einem herzhaften Biss in deinen Pudding-Plunder keinen saftigen Pudding finden, sondern nur den trockenen Hinweis: "Kaufe dir jetzt leckeren Pudding als Topping für 99 Cent". Das ist die schöne neue Welt der In App Purchases, also der Käufe in der App, über die heute Umsatz generiert wird. Getreu dem Motto, den Kunden erstmal kostenlos probieren zu lassen und hinterher für jedes Häppchen zu kassieren.

Warum "In App Purchases" (IAP)?

Apps kostenlos anzubieten klingt für viele Auftraggeber erstmal widersinnig und schmerzhaft. Das Argument, die User die Apps zunächst kostenlos ausprobieren zu lassen ist aber doch recht einleuchtend. Noch wichtiger ist aber ein Punkt, den man in der Marketing-Strategie keinesfalls übersehen darf: das Ranking der Apps in den Stores. Dieses basiert, neben der Bewertung, vor allem auf der Menge der Downloads.

Naturgemäß werden kostenlose Apps um ein vielfaches öfter heruntergeladen, als kostenpflichtige Apps. Daher werden Sie bei Suchanfragen im App Store weiter oben angezeigt und damit wiederum öfter heruntergeladen - eine positive Verstärkung allerdings. Die gegenteilige Wirkung erreicht man mit kostenpflichtigen Apps. Alleine schon aus diesem Grund empfiehlt es sich - wenigstens solange die App Stores so funktionieren - unbedingt, die App kostenlos anzubieten, wenn das mit dem Geschäftsmodell vereinbar ist.

Wofür Geld verlangen?

Nachdem nun schon mal klar ist, dass die App selbst kostenlos sein sollte, stellt sich als nächstes die Frage: was soll dann in der App Geld kosten? Typischer Weise sind die Inhalte der App zu einem Teil kostenlos und ein anderer Teil verbirgt sich hinter einer Bezahlschranke, sprich dem In App Purchase.

Da aber selbst Apps, die trockener sind als die Brötchen der Vorwoche, nun durch "Gamification" aufpoliert werden, findet der kreative Geist viele tolle Möglichkeiten, Geld für die aberwitzigsten Gegenleistungen zu verlangen. Hier ein paar Anregungen:

  • Werbefreiheit: Viele Apps verdienen nicht an der Werbung, die sie schalten, das Geld, sondern daran, dass sie es ermöglichen durch einen IAP die (bewusst lästige) Werbung zu deaktivieren
  • "In-App-Währung", also virtuelles Geld, das sich für diverse Transaktionen in der App verwenden lässt
  • Vorrechte: "Premium-User" oder deren Einträge werden besser sichtbar, häufiger oder hervorgehoben dargestellt
  • Funktionalitäten: Zahlende User können erweiterte Funktionen der App nutzen
  • Daten: IAPs ermöglichen Zugriff auf mehr Daten/Informationen (anderer User, Scores, In-Depth-Analysen)

Alternativen zum IAP

Natürlich kann die Monetarisierung der App statt Verkäufen auch durch das Schalten von Werbung geschehen. Der Verdienst ist hier allerdings nur dann nennenswert, wenn die App viele Tausend, besser Millionen Downloads erreicht. Ein entsprechend breites Interesse für das Thema der App (und gute Umsetzung) sind dann also Pflicht.

Weitere Möglichkeiten der Monetarisierung erfordern meistens auch größere Investitionen in die Infrastruktur der App. Nennenswert wären etwa alle Marketplaces, in denen User selbst digitale Güter anbieten und verkaufen können


Was brauche ich alles, um mir eine App entwickeln zu lassen?

App entwickeln lassen Konzept Das Konzept in deinem Kopf sollte jetzt schon klarer vor deinen Augen stehen, als eine Speckbrezel nach 3 Tagen fasten. Nun musst du diesen Plan aber noch sehr gründlich zu Papier bringen. Auch dafür gibt es hunderte Apps und Tools. Wie du es am Ende anstellst ist dabei eher nachranig. Wichtig ist nur, dass du für den Anderen nachvollziehbar und in allen Details darstellst, was du eigentlich entwickeln lassen möchtest.

Kosten sparen dank Vorbereitung

Je detailierter du schilderst, was du entwickeln lassen willst, desto billiger wird es! Bedenke: wenn du nur grobe Informationkrümel weitergibst, muss sich der Entwickler den fertigen Kuchen außen herum selber ausmalen. Das macht er nicht umsonst, sondern rechnet für die notwendige Konzeption mehr Stunden in sein Angebot.

Wenn dein Konzept offensichtliche Lücken aufweist, muss der Entwickler diese entweder aus dir herauskitzeln (das kostet) oder er kalkuliert pauschal und mit Sicherheitszuschlag von drei Stück Butter einen Puffer für die Funktionen ein, auf die du erst später kommst. Wenn du Glück hast. Hast du Pech lässt dich der Entwickler in die offene Kuchengabel laufen und bietet dir Preise für die vergessenen Funktionen an, dass du Quarkbällchen husten möchtest.

Und zu guter Letzt sei noch ein psychologischer Hinweis erlaubt: du wirst auch nicht ernst genommen, wenn du deine Idee nicht durchdacht zu Papier bringst. Keiner hat Lust, an einer unausgegorenen fixen Idee rumzubasteln und verlangt alleine schon deshalb - und sei es unbewusst - einen Mehrpreis.

Ich empfehle dazu einfach, jeden Screen aufzumalen; auf das nicht nur sprichwörtliche Papier. Gönne dir ein Blatt für jeden Screen und beschreibe rund um den gemalten Screen, was darauf zu sehen ist und welche Funktionalitäten dahinter stecken. Wenn du das hast, kann schon nicht mehr viel schief gehen.

Der Zuckerguss der Vorbereitung wäre es, wenn du dann noch ein sogenenntes Lastenheft schreiben würdest. Das ist sowas wie ein Backrezept nur verkerht herum: statt den Zutaten, die hinein sollen, schreibst du auf, was deine App alles können soll und das möglichst detailiert, also nicht: "Entwicklung einer Dating App".

Beschreibe alles von der Anmeldung des Users (wenn es sich nicht vermeiden lässt) bis zur Löschung des User-Kontos. Am letzten Punkt merkst du schon: oh Kacke, daran hätte ich jetzt aber nicht gedacht. Eben! Darum machst du dir die Mühe mit dem Lastenheft. Wenn du nach der Hälfte der Entwicklung erst auf die Idee kommst, ist der Endpreis schon kalkuliert und du musst mit deinem Entwickler nachverhalnden, was nun diese Zusatzfunktion kosten soll. Das ist nicht nur für beide Parteien lästig, sondern lässt sich auch schnell zu einer handfesten Krise ausbauen, die im schlimmsten Falle darin mündet, dass deine App nie das Licht der Welt erblickt.

Darum ist es wirklich ganz unerklässlich diese vielleicht etwas lästige Vorarbeit sehr gründlich zu erledigen. Ohne Teig kneten gibt es eben auch keinen Hefezopf.


Wie lässt sich ein vernünftiger Entwickler für meine App finden?

Manchmal gibt es auch einfache Lösungen für komplizierte Probleme. Ein Entwickler findest du genau hier, im App Entwickler Verzeichnis. Gib einfach eine Anfrage ein und lasse dir eine Reihe von Angeboten erstellen. Unverbindlich und kostenlos: Jetzt App entwickeln lassen

Bei den eingehenden Angeboten solltest du - wie in jeder Lebenslage - nicht ausschließlich auf den Preis schauen. Prüfe die Referenzen des Entwicklers, suche das persönliche Gespräch, wenigstens per Telefon, und lasse dir plausibel erkären, wie der Entwickler deine App umsetzen würde.

Wartungsvertrag

Mobile Betriebssysteme entwicklen sich weiter und machen ggf. die Anpassung deiner App notwendig. Auch hier solltest du vorher klären, mit welchen Stundensätzen dein Entwickler kalkuliert oder dir bereits vorab einen pauschalen Wartungsvertrag anbieten lassen, zu dem deine App aktuell gehalten wird.

Vergiss dabei auch nicht zu klären, was mit dem Quellcode am Ende passiert. Manche Entwickler behalten sich hier Eigentumsrechte vor und rücken den Code nicht raus. Das heißt für dich, dass du die App neu entwicklen musst, wenn du ein Zerwürfnis mit dem Entiwckler hast oder der schlichtweg vom Markt verschwindet. Das wäre gerade so, als würde man die Linzertorte zwar kaufen und bezahlen, dürfte sie dann aber nicht essen, sondern nur herumzeigen. Das macht nicht glücklich, darum die Empfehlung: lasse dir vertraglich zusichern, dass du am Ende alle Rechte und auch den Quellcode der App erhältst.


Zusammenfassung "App entwickeln lassen"

  1. Prüfe, ob deine App technisch und rechtlich machbar ist.
  2. Informiere dich über die Kosten und stelle fest, ob dein Budget für die Entwicklung ausreicht.
  3. Identifiziere deine Zielgruppe und die Betriebssysteme, für die du die App entwickeln lassen möchtest.
  4. Definiere deinen Kernnutzen, der möglichst einzigartig sein sollte.
  5. Erarbeite ein Konzept, auf welche Weise deine App Umsatz generieren soll.
  6. Finde den passenden Entwickler für deine App.



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