- Created By
- Daniel Würstl
- published
- 20.11.2025
Häufige Fehler bei der Entwicklung von Apps
Eine App entwickeln zu lassen ist ein bisschen wie ein Restaurant eröffnen:
Die Idee für das Signature-Gericht ist schnell da – aber zwischen „Wir machen die beste Pizza der Stadt“ und einem voll besetzten Laden mit Stammgästen liegen Einkauf, Küche, Personalplanung, Marketing und jede Menge Bürokratie.
Bei Apps ist es ähnlich. Auf der Serviette skizzierte Ideen gibt es viele – wirklich gut umgesetzte Projekte deutlich weniger. Nicht, weil die Ideen schlecht wären, sondern weil unterwegs typische Fehler passieren, die das Menü ruinieren, bevor es überhaupt auf den Tisch kommt.
In diesem Artikel schauen wir uns die größten Stolperfallen von App-Gründern an – und wie man sie von Anfang an vermeidet. Ganz entspannt, mit ein paar Küchen- und Baustellen-Analogien, damit die Planung leichter verdaulich bleibt.
- Vorspeise: Warum so viele App-Ideen in der Schublade enden
- Fehler 1: App ohne Problem – Kochen ohne Rezept
- Fehler 2: Kein klares Ziel – „Hauptsache irgendwie lecker“
- Fehler 3: Feature-Buffet statt schlankem MVP
- Fehler 4: Budget-Falle – Baukosten vs. laufende Kosten
- Fehler 5: Falsche Technik, falsches Team
- Fehler 6: Design hinten drangehängt
- Fehler 7: Kein klarer Ablauf, keine Rollen
- Fehler 8: App ohne Marketing – Restaurant im Hinterhof ohne Schild
- Fehler 9: Rechtliches & Datenschutz ignoriert
- Fehler 10: Kein Plan für Wartung und Weiterentwicklung
- Dessert: Eine kleine Checkliste für dein App-Projekt
Vorspeise: Warum so viele App-Ideen in der Schublade enden
Fast jeder hat „die eine Idee“ für eine App. Aber zwischen „Wäre doch cool, wenn …“ und einem funktionierenden Produkt lauern ein paar typische Denkfehler:
- Man überschätzt, wie einzigartig die Idee ist.
- Man unterschätzt, wie viel Arbeit hinter einer soliden Umsetzung steckt.
- Man denkt zu viel über Features, aber zu wenig über Nutzer, Markt und Geschäftsmodell nach.
Das Gute: Die meisten dieser Fehler sind vermeidbar, wenn man sie kennt – und bereit ist, vor der ersten Zeile Code ein bisschen mehr Gehirnschmalz in Planung und Validierung zu stecken. Genau da steigen wir ein.
Fehler 1: App ohne Problem – Kochen ohne Rezept
Der Klassiker: Die App-Idee klingt spannend, ist aber kein echtes Problem für echte Menschen. Das ist wie ein perfekt angerichteter Teller – nur hat niemand Hunger auf genau dieses Gericht.
Typische Anzeichen für diesen Fehler:
- Der Satz beginnt mit „Wäre doch cool, wenn…“ und endet nie mit „…und X Leute haben mir gesagt, dass sie dafür zahlen würden“.
- Es gibt kein klares Szenario: Wer öffnet die App wann und warum?
- Es gibt schon zehn Apps, die das Gleiche tun – und du weißt nicht genau, warum jemand zu dir wechseln sollte.
Wie man diesen Fehler vermeidet
Bevor du einen Entwickler beauftragst, geh in den „Straßenverkauf“:
- Sprich mit potenziellen Nutzern: 10–20 ehrliche Gespräche sind mehr wert als jede PowerPoint.
- Formuliere dein Problem in einem Satz: „Meine App hilft [Zielgruppe] dabei, [Problem] zu lösen, indem sie [Lösung].“
- Prüfe: Würde jemand dafür Geld ausgeben oder mindestens regelmäßig Zeit investieren?
Wenn du das nicht sauber beantworten kannst, ist nicht die App-Idee das Problem, sondern das fehlende Rezept. Erst das Rezept, dann die Küche.
Fehler 2: Kein klares Ziel – „Hauptsache irgendwie lecker“
Viele App-Projekte starten mit einem diffusen Ziel: „Wir wollen digital sein“, „Wir brauchen auch mal eine App“. Das ist wie „Wir machen irgendwas mit Pasta“ – ohne zu wissen, ob es ein schneller Mittagstisch oder ein 5-Gänge-Menü werden soll.
Ohne klares Ziel sind alle späteren Entscheidungen schwierig: Welche Features zuerst? Welche Plattform? Wie viel Budget ist sinnvoll?
Gute Fragen vor Projektstart
- Was ist der Hauptzweck der App? Umsatz, Leadgenerierung, Service, Image, interne Prozessoptimierung?
- Welche Kennzahlen wären in 6–12 Monaten ein Erfolg? Downloads, aktive Nutzer, Umsatz, Support-Anfragen reduziert?
- Was wäre ein „Erfolg light“ (Minimum), was ein „Traumergebnis“?
Je klarer diese Ziele sind, desto besser kann die Agentur oder der Entwickler deine App wie einen maßgeschneiderten Anzug statt wie Ware von der Stange planen.
Fehler 3: Feature-Buffet statt schlankem MVP
„Wenn wir schon dran sind, können wir doch gleich noch…“ – dieser Satz hat schon viele Budgets gesprengt. Aus einer klaren Kernfunktion wird ein All-you-can-eat-Buffet aus 25 Features, von denen am Ende 5 benutzt werden.
Das ist, als würdest du ein Restaurant eröffnen und gleich am ersten Tag thailändisch, italienisch, vegan, Sushi und Steak anbieten wollen – ohne zu wissen, was deine Gäste wirklich bestellen.
Die MVP-Denke: Tapas statt Buffet
MVP (Minimum Viable Product) heißt: Die kleinste Version deiner App, die einen echten Nutzen liefert und Feedback erlaubt.
- Was ist die eine Sache, die die App unbedingt können muss?
- Ohne welche Features wäre die App unbrauchbar?
- Und welche Features sind „nice to have“, die später kommen können?
Schreibe alle gewünschten Funktionen auf, markiere die Top 3–5 als „Version 1“, den Rest als „später“. Eine gute Agentur hilft dir dabei, diese Liste kritisch zu sortieren – nicht, um dir etwas wegzunehmen, sondern um das Projekt überhaupt machbar zu halten.
Fehler 4: Budget-Falle – Baukosten vs. laufende Kosten
Viele denken bei „Was kostet eine App?“ nur an die Erstentwicklung. Das ist wie beim Hausbau: Man rechnet die Mauern, das Dach, die Küche – aber nicht Heizung, Strom, Versicherung und die jährliche Wartung.
Die Realität: Die Entwicklung ist der Einstieg, nicht das Ende der Reise.
Typische Kostenblöcke, die gern vergessen werden
- Backend / Server: Hosting, Datenbanken, APIs, Wartung.
- Updates: Betriebssystem-Updates, neue Gerätegrößen, Sicherheitsanpassungen.
- Bugfixes: Kein Projekt ist fehlerfrei – reale Nutzer finden immer etwas.
- Store-Konten: Apple Developer, Google Play, eventuell weitere Stores.
- Marketing: Anzeigen, Landingpages, App Store Optimierung, Content.
Wie man realistisch plant
- Plane von Anfang an ein jährliches Wartungsbudget (z.B. 10–30 % der initialen Entwicklungskosten).
- Sprich mit dem Entwickler/der Agentur über Support- und Wartungsmodelle.
- Klär, was im Angebot wirklich drin ist: nur die Erstversion, oder auch ein Zeitraum für Bugfixing?
So vermeidest du, dass deine App nach dem Launch wie ein hübsches, aber leer stehendes Restaurant endet, weil das Geld für Personal und laufende Kosten fehlt.
Fehler 5: Falsche Technik, falsches Team
„Wir nehmen einfach das, was der Bekannte vom Freund nutzt“ – das ist ungefähr so, als würdest du deinen Pizzaofen danach auswählen, was der Nachbar in seinem Imbiss stehen hat, obwohl du eigentlich feinste Patisserie machen willst.
Technik-Stack und Teamwahl beeinflussen:
- Wie teuer die Entwicklung wird.
- Wie leicht du später andere Entwickler findest.
- Wie gut sich die App erweitern und warten lässt.
Typische Fehlentscheidungen
- Hyper-exotische Technologie, für die es nur wenige Entwickler gibt.
- Kein sauberes Backend-Konzept („Wir machen erst mal alles in der App“).
- Ein Einzelkämpfer ohne Vertretung, der später keine Zeit mehr hat.
Wie man es besser macht
- Bevorzuge verbreitete Technologien (z.B. etablierte Cross-Plattform-Frameworks oder native Entwicklung) statt exotischer Eigenwege.
- Frag nach Code-Qualität: Versionsverwaltung (Git), Code-Dokumentation, Tests.
- Klär die Vertretung: Was passiert, wenn dein Entwickler krank, voll ausgebucht oder weg ist?
Fehler 6: Design hinten drangehängt
„Erst bauen, dann hübsch machen“ funktioniert bei Apps etwa so gut wie bei Häusern: Wenn die Räume alle klein und krumm sind, hilft auch die schönste Tapete nichts.
Viele App-Gründer sehen Design als „Kosmetik“, nicht als Teil der Funktion. Aber:
- Design entscheidet, ob sich Nutzer zurechtfinden.
- Design entscheidet, ob die App „wertig“ wirkt oder nach Bastelprojekt aussieht.
- Design ist oft der Unterschied zwischen „installiert und wieder gelöscht“ vs. „bleibt auf dem Homescreen“.
Gute Reihenfolge
- Erst Nutzerfluss und Struktur (Wireframes, User Journey).
- Dann visuelles Design (Look & Feel, Farben, Typografie).
- Darauf basierend die Umsetzung durch die Entwickler.
Wenn du das Design erst nach der Entwicklung „drüberkleben“ willst, wird es fast immer teurer und schlechter – weil man gegen die Logik der bestehenden Screens anarbeiten muss.
Fehler 7: Kein klarer Ablauf, keine Rollen
Eine App zu entwickeln ist kein spontanes Koch-Event, bei dem alle gleichzeitig in der Küche herumwuseln und schon irgendwas Leckeres rauskommt. Ohne klare Rollen und einen groben Plan sind Missverständnisse und Verzögerungen vorprogrammiert.
Typische Symptome
- Nicht klar, wer Entscheidungen trifft („Wir sprechen das im Team“ – aber niemand entscheidet).
- Texte, Bilder, Inhalte kommen viel zu spät.
- Last-Minute-Änderungen kurz vor dem geplanten Launch.
Was hilft
- Benenne intern einen „Product Owner“: eine Person, die Inhalte liefert und Entscheidungen trifft.
- Einige dich mit der Agentur auf grobe Meilensteine (Konzept, Design-Abnahme, erste Testversion, Beta, Launch).
- Plane Puffer ein: Gerade die allererste Version braucht mehr Abstimmung, als man denkt.
Fehler 8: App ohne Marketing – Restaurant im Hinterhof ohne Schild
Viele App-Gründer sind überrascht, dass der App Store kein Selbstbedienungsladen ist, in dem automatisch tausende Nutzer vorbeischlendern. Wer ohne Marketing plant, eröffnet ein Restaurant im Hinterhof – ohne Schild, ohne Website, ohne Eintrag bei Google.
Die Wahrheit: Selbst eine objektiv gute App bleibt unsichtbar, wenn niemand von ihr erfährt.
Marketing-Fragen, die du früh klären solltest
- Wie finden Nutzer deine App? Suche im Store, Ads, Social Media, Website, Partner?
- Wer sorgt für Texte, Screenshots, App-Store-Beschreibungen?
- Wie sieht dein „Launch“ aus – einfach hochladen und hoffen, oder aktiv bewerben?
Plane von Anfang an Marketing-Budget und Zeit ein. Sonst hast du am Ende zwar eine Küche mit Sterneniveau – aber niemand sitzt an den Tischen.
Fehler 9: Rechtliches & Datenschutz ignoriert
Nicht das spannendste Thema, aber eines, das extrem weh tun kann, wenn man es ignoriert. Eine App ist kein Bastelprojekt, das nur im Freundeskreis läuft – es gelten dieselben Regeln wie für Websites und Onlinedienste.
Typische Baustellen
- Keine oder unvollständige Datenschutzerklärung.
- Keine klaren Nutzungsbedingungen / AGB, obwohl z.B. Inhalte hochgeladen werden können.
- Unklare Datenspeicherung (wo, wie lange, wer hat Zugriff?).
Pragmatischer Ansatz:
- Kläre mit Entwickler/Agentur: Welche Daten werden erhoben, wo werden sie gespeichert?
- Hol dir zumindest eine juristische Kurzberatung, bevor du live gehst.
- Sorge dafür, dass Nutzer ihre Daten einsehen und löschen lassen können, wenn das nötig ist.
Das ist zwar kein „Feature“, das du im Store bewerben kannst – aber es schützt dich vor sehr unangenehmen Überraschungen.
Fehler 10: Kein Plan für Wartung und Weiterentwicklung
Eine App ist kein einmal gekochtes Festessen, sondern eher ein Foodtruck: Er fährt weiter, muss gepflegt werden, braucht neue Gerichte auf der Karte und ab und zu einen neuen Anstrich.
Wer denkt „Wir bauen das jetzt einmal richtig und dann läuft das einfach“, wird früher oder später von Updates, Sicherheitslücken oder Nutzern mit neuen Anforderungen eingeholt.
Gute Fragen vor dem Start
- Wie oft wollen wir die App fachlich weiterentwickeln (neue Funktionen, Verbesserungen)?
- Wer analysiert Nutzungsdaten und entscheidet, was als Nächstes kommt?
- Gibt es ein Wartungs- oder Supportpaket beim Entwickler?
Eine einfache Roadmap für die nächsten 6–12 Monate hilft, das Projekt nicht als Einmal-Aktion, sondern als Produkt zu sehen, das mit dir mitwächst.
Dessert: Eine kleine Checkliste für dein App-Projekt
Zum Abschluss noch einmal die wichtigsten Punkte in kompakter Form – sozusagen die Einkaufsliste für dein App-Menü:
- Problem statt nur Idee: Welche echten Schmerzen löst deine App für welche Zielgruppe?
- Klares Ziel: Woran misst du den Erfolg in 6–12 Monaten?
- MVP definieren: Welche 3–5 Kernfunktionen kommen in Version 1, was kommt bewusst später?
- Budget realistisch planen: Einmalige Entwicklung plus laufende Wartung und Marketing.
- Technik & Team bewusst wählen: Verbreitete Technologien, klarer Ansprechpartner, Vertretung.
- Design früh reinholen: Nutzerfluss und UX zuerst, dann visuelles Design, dann Umsetzung.
- Ablauf & Rollen klären: Wer entscheidet was, in welchem Zeitrahmen?
- Marketing mitdenken: Wie finden deine Nutzer die App, wer erstellt Store-Texte & Material?
- Rechtliches checken: Datenschutz, AGB/Nutzungsbedingungen, Umgang mit Nutzerdaten.
- Wartung & Roadmap: Wer kümmert sich nach dem Launch um Updates und Weiterentwicklung?
Wenn diese Punkte geklärt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit drastisch, dass deine App nicht nur als nette Idee beginnt, sondern als stabiles Produkt landet – mit zufriedenen Nutzern, klarem Nutzen und einer Küche, die auch langfristig brummt, statt einmal laut zu zischen und dann wieder kalt zu werden.
